Die Isbary´sche Güterdirektion, ein Forstbetrieb im Wandel der Zeit.
Der 25 km² große Forstbetrieb der Isbary´schen Güterdirektion liegt im oberen Pielachtal im Gemeindegebiet von Schwarzenbach an der Pielach. Die arrondierte Betriebsfläche ist das Waldgebiet zwischen Türnitz , Annaberg und Puchenstuben. Markante Punkte im Revier sind der höchste Berg des Bezirkes St. Pölten Land der Hennesteck mit 1334 Metern sowie der Ursprung der Pielach mit ihrem Quellgebiet.
Im 19. Jahrhundert kam es durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft im ganzen Land zur Abwanderung vieler bäuerlicher Familien in die Städte, besonders aus den Berggebieten. So auch im oberen Pielachtal. Die damaligen Grundbesitzer kauften zum sogenannten Herrschaftswald in der ersten Hälfte des 19 Jhdt. große Bauernhuben und noch einige kleinere Grundstücke von den weichenden Bauern zu. Der Industrielle Baron Rudolf Isbary, der Ururgroßvater der heutigen Besitzer, kaufte das Gut 1913 vom Fürsten Johann II zu Liechtenstein.
Um das Holz auch vor Ort zu Schnittware verarbeiten zu können, investierte Baron Isbary in ein neues Sägewerk, das 1920 mit einer zwei Gattersäge errichtet wurde. Die Säge wurde durch ein Wasserkraftwerk mit einer Francis Spiralturbine angetrieben. Die gleiche Francis Turbine läuft immer noch und versorgt heute ein Rechenzentrum für Datenspeicherung mit Ökostrom. Die überzählige Energie wird in das EVN Netz eingespeist.
In der ersten Hälfte des 20 Jhdt. wurden 80 Mitarbeiter im Forst und im Sägewerk beschäftigt. Da es damals noch keine Forststraßen gab, wurde das geschlägerte Holz entweder mit Pferden gerückt, oder mit Holzriesen (Holzrutschen) zu Tal bis zur Pielach gefördert, von wo es dann geschwemmt wurde. Ende der sechziger Jahre begann der Ausbau der Forststraßen. Das Hauptstraßennetz des Betriebes, ca. 80 km Forststraßen, wurde bis Ende der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts ohne jede staatliche Förderung errichtet. Die Holzpreise waren im Vergleich zu heute sehr gut. Der Preis für einen FM Holz Leitsortiment des Jahres 1976/77 umgerechnet indexiert würde im Vergleich zu heute gleiches Sortiment einen Holzpreis von 160€/ FM bedeuten. Tatsächlich lag in den letzten Jahren der Holzpreis lange unter 70 € und pendelt momentan bei etwa 95€.
Ähnlich wie in der Landwirtschaft konnte auch in der Forstwirtschaft nur durch Vorantreiben der Mechanisierung dem steigenden Druck der Arbeitskosten standgehalten werden. Heute verfügt die Forstwirtschaft über starke Traktoren, Seilbahnen, Harvester und Rückewagen, aber immer weniger Mitarbeiter.
Bei Isbary liegt der Schwerpunkt beim Umbau der Bewirtschaftungsform. Dies stellt in der Forstwirtschaft eine Aufgabe für Generationen dar. So soll in Zukunft mit dem Verzicht auf Großkahlschlagwirtschaft zu kleinflächigen Nutzungsformen mit Förderung der Naturverjüngung gesetzt werden. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass die Wildstände besonders beim Rotwild nicht zu hoch sind. Durch die Naturverjüngung wächst der Wald schneller natürlich nach und der Wildverbiss stellt keine so große Gefahr mehr dar. Dabei spart man bei den Waldbaukosten, da die Bäume nicht mehr gesetzt werden müssen. Zusätzlich wird der Boden geschont und es wächst ein standortgerechter Mischwald heran, der sich zukünftigen klimatischen Veränderungen besser anpassen kann.
Als moderner Forstbetrieb versuchen wir zu diversifizieren, neue Tätigkeitsbereiche für die Zukunft aufzubauen. Bei der Landbewirtschaftung in einer so schönen Umgebung wie dem Pielachtal ist ganzheitliches Denken besonders wichtig. Als Großbetrieb hat man eine hohe Verantwortung für die biologische Vielfalt, die, wie wir glauben, durch den biologischen Landbau verbessert werden kann. Die betriebseigene wunderschöne Kulturlandschaft Alm und Grünlandflächen im Ausmaß von ca. 160 ha wird seit 1992 durch die Landschaftspflege mit schottischen Hochlandrindern auf Basis biologischer Wirtschaftsweise bewirtschaftet.
Es ist uns ein Anliegen diese in Generationen harter Arbeit gewachsene Kulturlandschaft durch nachhaltige Forstwirtschaft und flächendeckender Grünlandbewirtschaftung auch in Zukunft zu erhalten. Für uns gehört zum ganzheitlichen Denken auch die Erhaltung alter Gebäude, die heute vermietet werden können. So konnten gemeinsam mit unseren Freunden das Projekt „Naturresort Isbary Bioland“ in den letzten 10 Jahren 16 Gebäude im Flächenausmaß von ca. 2.300 m² nachhaltig saniert und vermietet werden. Ein weiterer wichtiger Betriebszweig ist die Jagd und die Fischerei. Die Fischerei auf der Pielach in einem Ausmaß von 56 km Flussstrecke mit seinem europaweit einzigartigen Huchenbestand ist etwas Besonderes. Im Pielachtal sind seit jeher die Forst und Landwirtschaft eine wichtige Basis und die Grundlage dafür, dass unsere Gegend für alle Menschen eine lebenswerte Umwelt mit einer hohen Wohlfahrtswirkung darstellt. Als Arbeitgeber in einer strukturschwachen Region, die nach wie vor unter Abwanderung leidet, ist man sich bei Isbary der sozialen Verantwortung bewusst. Aus diesem Grund übernahm die Familie Hardegg im Vorjahr den örtlichen Kaufmannsladen mit Tankstelle. Gemeinsam mit dem neuen Isbary Bioland Farmshop erfolgte im Juni 2018 nach gründlicher Renovierung die Eröffnung dieses wichtigen Infarstrukturprojektes für die Region.
- Geschichte des Jagdhauses Karntal von Dr. Bernhard Gamsjäger
- Geschichte der Holztrift in Schwarzenbach von Dr. Bernhard Gamsjäger
Text: Friedrich Hardegg